Zwei Abende lang gastierte das Musikgymnasium im siebten Bezirk in der Neustiftgasse im Wiener Musikverein und bot einen bunten Querschnitt durch die Musik des 20. Jahrhunderts. Einzig durch drei Solisten und einem Team von Professoren hinter den Kulissen unterstützt, stellten die musikbegeisterten Schüler ein Konzert auf die Beine, das so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird.
Ein schwungvoller Auftakt erfolgte durch Ouvertüre von Leonard Bernsteinzu seinem Welterfolg „Candide“, danach ging es weiter mit einem Medley der bekanntesten Melodien aus dem Musical „Les Misérables“ von Alain Boublieund Claude-Michel Schönberg, für diese Aufführung gekonnt arrangiert von John Cameron.
Doch der Höhepunkt des Abends wartete auf das Publikum in der zweiten Hälfte. Als letzter Programmpunkt wurde Carl Orffs „Carmina Burana“ ausgewählt, eine Liedersammlung, die mich schon immer in ihren Bann gezogen hat. Ich lerne nun schon das dritte Jahr Latein und es ist wahnsinnig interessant, das Gemisch mittelhochdeutscher und lateinischer Sprache während des Zuhörens zu übersetzen, andererseits folgt in den 25 einzelnen Liedern ein Ohrwurm auf den anderen. Außerdem war ich bis jetzt die Umsetzung als Ballett in der Volksoper, welches ich oft besuchte, gewöhnt und war umso mehr eingenommen von der Akustik 300 gemeinsam erklingender Stimmen. Der fast ausschließlich aus Jugendlichen bestehende Chor konnte den von Orff hoch angesetzten musikalischen Ansprüchen absolut gerecht werden und ich bewundere die Professionalität und vorrangig die Freude, die von den Gymnasiasten ausging, zutiefst!
Perfekt unterstützt wurden die Jugendlichen vom Dirigenten Richard Böhm, der unglaublich gut mit Orchester und Chor harmonierte. Wie schon vorher erwähnt, wurden die Schüler außerdem von externen Solisten unterstützt; so übernahm beispielsweise das Volksopernensemblemitglied Marco Di Sapia die Baritonpartie und konnte das Publikum mit einem hervorragenden Auftritt überzeugen. Weiters schlüpfte der Musicaltenor Drew Sarichin die Rolle des singenden Schwans und füllte den Saal erstmals ohne Verstärkung mit seiner unverkennbaren Stimme. Besonders Mimik und Gestik während seiner kleinen Arie fielen unglaublich amüsant aus und konnten die Leute zum Schmunzeln bringen; für die erkrankte Beate Ritter sprang ihre Kollegin Elisabeth Schwarz, ebenfalls an der Volksoper engagiert, kurzfristig ein und lieferte eine sehr professionelle Performance.
Die Schüler des Wiener Musikgymnasiums haben mich an diesem Abend mehr als nur positiv überrascht. Es muss Wochen gedauert haben, solch ein Konzert auf die Beine zu stellen – und es hat sich hundertprozentig gelohnt. Für ihre hohe Professionalität und ihr Engagement wurden die Jugendlichen mit viel Applaus und Standing Ovations belohnt und ich freue mich schon auf das nächste Musikfest 2020!
Bild: Musikgymnasium Wien