In der Karwoche fand im Theater an der Wien zum ersten Mal der viertägige Opernworkshop „Osterflash“ statt. Auf Instagram habt ihr von mir schon einige Einblicke in unsere Arbeit bekommen und Tag für Tag dabei sein können, doch abschließend will ich nochmals meine Erfahrungen mit euch teilen und genauer darüber berichten.
Ziel des Workshops war es, Opern- oder generell Musiktheaterbegeisterte selbst aktiv werden zu lassen, gemeinsam bekannte Werke der Opernliteratur einzustudieren und anschließend aufzuführen. Um dies mit mehr als 150 Teilnehmern zu bewerkstelligen, konnten wir uns nach einer vormittäglichen Chorprobe in folgende unterschiedliche Themengebiete vertiefen:
- Oper (sowohl szenisch als auch Gesang, darauf fiel meine Wahl)
- Gesang
- Schauspiel
- Tanz und schließlich auch
- Backstage
Eigens für die Einstudierungen bekam jeder einen eigenen Klavierauszug, indem sechs Nummern mit enormer musikalischer Bandbreite und in vier verschiedenen Sprachen zu finden waren; unser Repertoire des Workshops umfasste Dauer-Hits wie „O Fortuna“ (Carmina Burana), „Placido é il mar“ (Idomeneo), „Brindisi“ (La Traviata), „Habanera“ (Carmen), „Hush no more“ (Henry Purcell) und auch „Halleluja“ aus Händels Oratorium „Der Messias“. Unterstützt durch Profis lag es nun an uns, diese Musikstücke in eine Art eigene Oper hineinzuflechten und somit lebendig werden zu lassen. Grob gesagt wurde der Tagesablauf durch zwei Teile geprägt: Am Vormittag versammelten wir uns im Zuschauerraum, um die Stücke gemeinsam mit Roger Diaz-Cajamarca, der im Opernhaus am Naschmarkt die Choreinstudierungen übernimmt, musikalisch zu erarbeiten, während es nach der Mittagspause mit den vertiefenden Kursen weiterging. Doch davor noch fand ein gemeinsames Aufwärmen und Einsingen statt, durch welches wir liebevoll von Katharina Strohmayer und Generose Sehr geführt wurden.
Danach übernahm Roger das Ruder und gab eine einfache Anleitung vor – zuallererst wurde lediglich gesprochen, bevor man zu Rhythmus und anschließend zur Melodie überging. Und obwohl wir alle wussten, dass wir nur begrenzte Zeit zum Einstudieren hatten, kam nie das Gefühl von Stress auf. Im Gegenteil, es herrschte eine sehr ungezwungene, lockere Atmosphäre, was hundertprozentig Roger zu verdanken war. Mit seiner Art konnte er uns mehr als einmal zum Lachen bringen und trotzdem machten wir schon nach einem gemeinsamen Tag immense Fortschritte! Zwar weilte kaum wer unter uns, der noch nie etwas mit Musik zu tun gehabt hatte, allerdings stellte es auch für mich eine komplett neue Erfahrung dar, mit so vielen Menschen gemeinsam zu musizieren und auf der Bühne zu stehen, da ich vorher noch nie Teil eines Chores war.
Nach der Mittagspause, in der sowohl Kantine als auch Theatercafé zahlreich bevölkert wurden (Singen macht hungrig 😁), teilten wir uns in verschiedene Bereiche der Oper auf – so wanderte die Gesangsgruppe beispielsweise in die Hölle, den Pausenraum im Untergeschoß, während die Operngruppe auf der Bühne blieb. Sowohl die Abschlussvorstellung Flash-Flash als auch die Proben dafür fanden im Bühnenbild von Händels Oper „Orlando“ statt, sodass die Regie zum „Osterflash“ an jene Szenerie angepasst wurde. Im Unterschied zur Gesangsgruppe hatten wir die Nummern auch szenisch einzustudieren, was Anna Katharina Bernreitner übernahm. Tatkräftig zur Seite stand ihr Arrangeur Christoph Huber, der die Nummern mit uns nochmals wiederholte. So entstand in nur drei Nachmittagen und mithilfe von gerade einmal vier Musikstücken eine eigene Oper mit den für sie typischen Komponenten – Liebe, Eifersucht, Tod und natürlich passender eingängiger Musik. 😉 Doch keine Sorge, passend zu Ostern wurde während des finalen „Hallelujas“ sogar eine Auferstehung inszeniert und die dramatische Geschichte choreographisch rückwärts gespult. (Im Anhang findet ihr dazu ein kleines Video, damit ihr euch das besser vorstellen könnt)
Mich persönlich faszinierte sehr die Ermöglichung einer Kommunikation zwischen den Generationen; ob Alt oder Jung, man kam ins Gespräch und ich konnte viele neue interessante Menschen kennenlernen. Ich hatte das Gefühl, als würden wir jeden Tag enger aneinander wachsen und es fühlte sich tatsächlich an, als hätte man eine neue (riesige!) Familie dazugewonnen.
Musikalisch begleitet wurden wir während der Proben durch Felix Hornbachner am Klavier, am Tag der Aufführung mit Verstärkung durch einen weiteren Flügel und sogar ein Cembalo. Auch der Flash-Flash ging ohne Probleme über die Bühne und es machte einfach irrsinnigen Spaß, mit so vielen Menschen gemeinsam zu arbeiten und zu singen. Das Haus war von Parkett bis Galerie sehr gut gefüllt, mit Jubelrufen und Applaus wurde auch nicht gespart.
So gingen drei wirklich unglaublich lehrreiche und vor allem fröhliche Tage zu Ende. Ich habe viele neue Leute kennenlernen dürfen und konnte das nervige Kribbeln vor dem großen Auftritt endlich einmal am eigenen Leib spüren 😉 wie auch immer, ich bin beeindruckt von Catherine Leiter und ihrem tollen Team, die es geschafft haben, 150 Menschen mithilfe der Musik einander näherzubringen und diesen Opernworkshop einwandfrei organisiert haben!
Auf meiner Instagramseite findet ihr im Feed und im Highlight „OSTERFLASH“ weitere Fotos und Videos; auch auf dem Facebook- und Instagramkanal vom Theater an der Wien könnt ihr euch das Takeover vom letzten Tag nochmals ansehen. Hierzu die Links:
www.instagram.com/kulturwoelffin
www.instagram.com/theateranderwien
www.facebook.com/theateranderwien
P.S. ab 22. Mai darf ich, diesmal für längere Zeit, wieder die Bühne betreten und gemeinsam mit anderen Kindern das Musical „Das kleine Ich bin Ich“ aufführen…nähere Infos dazu bekommt ihr unter diesem Link: