07.10.2020: „Musical Unplugged 13“ (Kulturszene Kottingbrunn)

Intim, mitreißend, stimmungsvoll: Diese drei Schlagwörter möchte ich meinem Besuch bei „Musical Unplugged“ gerne vorwegnehmen. Nach mehreren Monaten bangen Wartens konnte der 13. Teil der Konzertreihe in der Kulturszene Kottingbrunn endlich stattfinden. Unter dem künstlerischen Konzept von Florian Schützenhofer präsentierten Profis wie junge Talente innerhalb von kaum zwei Stunden eine vielfältige Mischung aus der Sparte Musical sowie vereinzelten Kirchenliedern.

„Musical Unplugged“ ist ein begeistertes Ensemble, das sich nicht nur gern in einem jährlichen Konzert beweist, sondern auch durch Gastspiele in Wien und bei kirchlichen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Taufen einen gesanglichen Beitrag leistet. Dabei liegt der Fokus auf Stars der Musical- oder Popszene, die während der Performance durch herausragende junge Talente unterstützt werden.

Im Folgenden gehe ich auf die genauere Bedeutung der obig genannten Wörter, die dieses Konzert näher beschreiben sollen, ein: Starten wir mit

  1. Intim. Im Vordergrund der Vorstellung steht die Reduktion aller vom Hauptthema Gesang ablenkenden Reize. Nicht nur auf eine Dekoration der Bühne, sondern auch auf Kostüme sowie übertriebene Schminke wird verzichtet. Alle Darsteller sind schwarz gekleidet, sodass sie bei dunklen Lichteinstellungen mit dem Hintergrund faktisch verschmelzen. Dazu macht das Konzept seinem Namen natürlich alle Ehre und die Musicallieder werden allein durch einen Konzertflügel begleitet. Dadurch besteht das Hauptaugenmerk tatsächlich auf den Stimmen des Abends – wenig Schnickschnack und viel Wirkung!
  2. Mitreißend. Eine bunte Mischung aus bekannten Broadwaymusicals wie „Wicked“ und „Sister Act“ über Eigenproduktionen der Vereinigten Bühnen Wien (Tanz der Vampire, Mozart!…) bis zu Kirchenliedern stellt sicher, dass einige Nummern vom Publikum ganz bestimmt wiedererkannt werden. Und so schleichen sich immer wieder populäre Gassenhauer wie Das Gebet (Tanz der Vampire) oder Die Schatten werden länger aus „Elisabeth“ ein, die eine erfrischende Wirkung neben unbekannten Songs erzielen. „Musical Unplugged“ kommt ohne jegliche Formen einer Moderation aus, wodurch das Konzert sehr kurzweilig ist, nein, eigentlich fast zu schnell schon zu Ende geht. Erstaunlich ist, dass das Programm einen roten Faden besitzt, der sich nicht nur durch den Inhalt zeigen lässt. Selbst das Arrangement der Übergänge ist bis ins kleinste Detail überlegt und passt sich sogar an die jeweiligen Tonarten der Einlagen an.
  1. Stimmungsvoll. Hier muss vor allem die großartige Lichttechnik rund um Bernhard Singer und sein Team hervorgehoben werden. Jeder Song, jeder Solist, jeder thematische Übergang erhält seine eigene Stimmung. Farbenfroh bringen die Scheinwerfer Bewegung ins musikalische Geschehen. Eine willkommene Abwechslung zu herkömmlichen Konzerten!
eine beeindruckende Lichttechnik vervollständigt das Konzert (alle Fotos: Mathias Seyfert)

Auch die Gestaltung des Zuschauerraums verstärkt den durch die präventiven Richtlinien noch intimeren Rahmen. Das Publikum ist über mehrere kleine Tische im Saal der Kulturszene Kottingbrunn verteilt, wodurch eine Art gastronomisches Flair entsteht. Auch Getränke und Snacks dürfen während der Vorstellung konsumiert werden und lockern ein wenig auf.

Kommen wir nun zum weitaus wichtigsten Punkt des ganzen Abends, dem Ensemble. Die dankbare Auswahl der Stücke können die fünfzehn Sänger perfekt nützen und überzeugen nicht nur solistisch, sondern auch in Kleingruppen beziehungsweise in kompletter Besetzung. Musikalisch sehr spannend sind vor allem die sauberen, teilweise eigens für das Konzert arrangierten Mehrstimmigkeiten. Auch die Harmonie von vollständig gereiften und jungen, noch nicht fertig ausgebildeten Stimmen hat definitiv etwas für sich. Besonders die Eingangsnummer Im Dunkeln unserer Nacht zieht den Zuschauer allein durch diese spannende Mischung verschiedener Klangfarben in den Bann.

An den Soli beteiligen sich die anderen Darsteller passiv und nehmen häufig im Hintergrund auf unauffälligen Barhockern Platz, von wo sie das Geschehen im buchstäblichen Rampenlicht genau beobachten. An dieser Stelle merkt man den Zusammenhalt des Ensembles, merkt den gegenseitigen Respekt füreinander sehr stark – keine Spur ist da von Konkurrenzgedanken, das gemeinsame Musikmachen steht an oberster Stelle.

Das herausragende Ensemble von Musical Unplugged 13, auf dem obigen Foto abgebildet, bestand aus (von links nach rechts): Julie Lorenzi, Elena-Katrin Pojer, Lili Beetz, Barbara Kier (mit einer wunderschönen Interpretation von Defying Gravity), Celine-Denise Unden, Viktoria Azer, Raphaela Ruzek, Anna Fabrizy, dem musikalischen Leiter Walter Lochmann in der Mitte, Fiona Beetz, Moritz Krainz, Lorenz Pojer (hervorragend sein Duett mit Julie Lorenzi), Martin Pasching, Florian Schützenhofer und Nicolas Vinzenz.

Einige Songs sind auf jeden Fall noch eine genauere Erwähnung wert: Besonders die Ensemblenummern wie The Last Supper aus Jesus Christ Superstar oder auch Das Gebet (Tanz der Vampire) begeistern mit einer musikalischen Schlichtheit, die die Nachwuchstalente mit viel Emotion umsetzen. Das Trio Jeder Abschied ist der Anfang einer Reise (Mozart!) performen Barbara Kier, Florian Schützenhofer und Martin Pasching höchst professionell und überzeugen mit starker Bühnenpräsenz. Innerhalb eines großartigen Ensembles sind mit Nicolas Vinzenz, der eine beeindruckende Version von Mozarts Song Ich bin Musik liefert, Lili Beetz mit Farbenspiel des Winds sowie Elena-Katrin Pojer und Martin Pasching mit einem zauberhaften Duett aus „Elisabeth“ hervorzuheben.

Walter Lochmann ergänzt das Ensemble als Korrepititor und ist stets in hervorragendem Einklang mit den Sängern, fasziniert aber noch viel mehr mit seinem minutenlangen Klaviersolo, in dem er Motive aus den verschiedensten, vorher bereits gehörten Songs zusammenfasst und basierend auf diese variiert.

Was an diesem Abend zum nunmehr dreizehnten Mal in leicht veränderter Form geboten wurde, ist beachtlich: Ein höchst professionelles Ensemble entführt die Zuschauer in die Welt der Musicals und Kirchenlieder und hält das Publikum in einem intimen Rahmen in Atem. So sehr, dass einem die gut zwei Stunden Dauer wie zehn Minuten vorkamen – voller Vorfreude warte ich auf Teil 14 (angesetzt für den 15. Mai 2021)!