Es gilt als Vorreiter der Welterfolge „West Side Story“ und „Candide“: Die Rede ist von Leonard Bernsteins Musical „Wonderful Town“, das bis zum 11. März zu ausgewählten Terminen am Spielplan der Wiener Volksoper steht. Anhand dieses Werks durfte ich mit Olivia Delauré, die die Rolle der Eileen Sherwood verkörpert, ein kurzes Gespräch führen.
Olivia, neben Sarah Schütz bist du eine der Protagonistinnen in Bernsteins Stück. Was ist für dich das Besondere an „Wonderful Town“?
Olivia Delauré Ich mag ja den Komponisten Leonard Bernstein und seine Werke sehr gern. Wonderful Town ist ein sehr unterhaltsames Musical, lebendig, komödiantisch und es lebt auch von den großen Musiknummern, in denen auch der Chor und das Ballett zu vollem Einsatz kommen. Besonders macht dieses Stück die Art der Inszenierung und Umsetzung von Matthias Davids und dem tollen Bühnenbild von Mathias Fischer-Dieskau.
Ihr beide kommt eigentlich aus Deutschland, seid aber extra für diese Produktion nach Wien gekommen. Hat dich schon vorher ein Engagement hierher geführt?
Olivia Nein, tatsächlich nicht. Es ist sowohl mein Debüt an diesem Haus als auch in Wien. Ich war zwar schon öfters in der Stadt, aber nun war ich vor allem in der Probenzeit erstmals länger hier. Da ich an der Staatsoperette Dresden ein fixes Ensemblemitglied bin, fand ich es spannend und bereichernd, ein anderes Ensemble kennenzulernen.
Wenn wir gleich bei diesem Thema sind – „Wonderful Town“ entstand ja in Kooperation mit der Staatsoperette Dresden, wo das Musical zwei Jahre lang bespielt wurde. Wie würdest du die Reaktionen des Publikums vergleichen?
Olivia Sie fallen sowohl unterschiedlich als auch ähnlich aus. Die Staatsoperette Dresden ist in einen neuen Theaterbau im Zentrum der Stadt gezogen, wo als Eröffnungsstück „Wonderful Town“ erfolgreich aufgeführt wurde. Und ich glaube, es kam in Dresden durch diese Neuheit des Hauses sehr gut an. Doch hier in Wien ist die Publikumsreaktion gefühlt noch enthusiastischer. Es kommt sogar zu Standing Ovations, was in Dresden eher weniger üblich war. Es ist toll, hier so eine gute Resonanz zu erhalten.
Gibt es Unterschiede in der Zusammenarbeit mit den komplett verschiedenen Ensembles? (auch sprachlich)
Olivia Sprachlich bezogen eigentlich nicht. Man hört zwar hinter den Kulissen ab und zu den Wiener Dialekt, auf der Bühne herrscht dann aber das einheitliche Hochdeutsch. Für Sarah und mich war es sehr interessant zu beobachten, dass in dem Wiener Ensemble teilweise die Rollen ganz anders dargestellt werden als vorher in Dresden. Unser Regisseur, Matthias Davids, ließ jedem die Freiheit, seinen eigenen Charakter ein wenig miteinzubringen. Stark war es zum Beispiel beim Maler Appopolous, den in Dresden ein kleiner, kräftig gebauter Kollege verkörpert hat, während in Wien ein schlanker, großer Kollege den Part übernimmt und sein Wesen mit der Figur verbindet, ohne dass die wesentlichen Züge von letzterer verloren gehen. Und es ist für uns schön zu sehen, dass viele Hauptpersonen in ein völlig anderes Licht gerückt werden.
Du bist ja sowohl in der Oper, Operette als auch im Musicalbereich tätig. Wo fühlst du dich am meisten wohl?
Olivia Jedes Genre hat seine Reize. An der Staatsoperette Dresden kann ich mich in allen drei Sparten bereichern und ich liebe diese Abwechslung sehr. Meine Leidenschaft ist wohl am meisten dem Musical gewidmet, da sich dort am ehesten Tanz, Gesang und Schauspiel so wunderbar vereinen können. In den Operetten bin ich meistens Teil des lustigen Buffopaares in der Nebenhandlung. In den Opern bin ich in Rollen wie Papagena (Die Zauberflöte) oder Barbarina (Le nozze di Figaro) zu sehen. Im Moment steht außerdem im Musical die Neuinszenierung einer meiner Lieblingsstücke, nämlich „My Fair Lady“, an und ich freue mich total über die Rolle der Eliza Dolittle und die erfolgreiche Premiere.
Fällt dir das ständige Hin- und Herpendeln zwischen Dresden und Wien schwer?
Olivia Wien ist doch eine gute Strecke von Dresden entfernt und leider wurden Direktflüge und Nachtzüge eingestellt. Und so war ich meistens mit dem Auto unterwegs. Diese Pendelei war in der Probenzeit etwas mühsam, aber das Ergebnis hat sich doch gelohnt. Man muss sich einfach die Zeit für die Reise nehmen und ein gutes Hörbuch dabei haben.
Wie würdest du die Beziehung der Schwestern Ruth und Eileen Sherwood beschreiben?
Olivia Sie haben auf alle Fälle ein enges Verhältnis und halten, egal was passiert, gut zusammen. Sie sind zwar unterschiedlich, aber Ruth und Eileen unterstützen sich gegenseitig. Das merkt man sehr bei Eileen, als sie mitbekommt, dass ihre Schwester eine Neigung für Bob Baker hat. Und dann probiert sie alles, dass die zwei sich finden und Ruth glücklich wird.
Ihr beide habt euch ja durch diese Produktion kennengelernt. Glaubst du, ist eure private Beziehung für die im Stück ausschlaggebend?
Olivia Es ist meiner Meinung nach ein großer Vorteil, wenn man sich privat gut versteht. Wir haben uns zwar durch „Wonderful Town“ erst so richtig kennengelernt, aber wir haben einst auf derselben Uni studiert, was auch verbindet.
Wo kann man dich in Zukunft sehen bzw. kehrst du für neue Projekte nach Wien zurück?
Olivia Bis zum Sommer werde ich noch in der Staatsoperette Dresden sein – ich werde dieses Haus dann verlassen und freischaffend aktiv werden. Vorher steht aber noch, wie bereits erwähnt, unter anderem „My Fair Lady“ an und anschließend die Uraufführung von „Der Mann mit dem Lachen“ (Musik von Frank Nimsgern, Regie von Andreas Gergen), in der ich ein blindes Mädchen verkörpern werde, was für mich eine tolle schauspielerische Herausforderung darstellen wird. Ich habe jetzt noch nichts Spezifisches für die Zeit nach dem Festengagement geplant und lasse die Zukunft auf mich zukommen.
Alles Gute natürlich und vielen Dank für das Interview!
Hier geht’s zu meiner Rezension:http://kulturwoelffin.at/2018/12/09-12-2018-wonderful-town-volksoper/