Nach intensiven Probemonaten feiert das Musical „Das kleine Ich bin Ich“, inspiriert von Mira Lobe, am 22. Mai Premiere. Eine rührende Geschichte von einem Geschöpf, das wegen seines Aussehens von den anderen Tieren verspottet und ausgelacht wird, aber am Ende eine ganz wichtige Erkenntnis macht, von der Groß und Klein gleichermaßen profitieren können. Im Zuge dieser Produktion durfte ich mit dem Komponisten und gleichzeitig Gründer der musical academy vienna, Norberto Bertassi, ein kurzes Interview führen.
Ella: Das kleine Ich bin Ich ist nach Die Geggis bereits das zweite von der musical academy vienna aufgeführte Musical. Wie bist du auf die Idee gekommen, neben den Kursen in Brigittenau und Mödling eine weitere im 12. Bezirk zu gründen?
Norberto: Nun, eigentlich war das ein Zufall. Viele Jahre lang bin ich schon mit dem damaligen Direktor der VHS Brigittenau, Walter Schuster, befreundet, der durch einen Direktionswechsel nach Meidling versetzt wurde. Er hat mir vorgeschlagen, auch dort solche Jahreskurse anzubieten und so führte eins zum anderen. Die academy im 20. Bezirk wird auch unter dem neuen Direktor weitergeführt.
Ella: Gibt es geregelte Probezeiten – wenn ja, wie laufen diese dann ab?
Norberto: Die Probezeiten sind überall ähnlich. Es gibt in Meidling zwei Gruppen, die jeweils eine Einheit von 100 Minuten Tanz-, Gesangs- oder Schauspielunterricht erhalten. Bei der nächsten Produktion, dem Hässlichen Entlein, sind es wahrscheinlich sogar drei, während es im 20. Bezirk vier unterschiedliche Gruppen gibt.
Ella: Was macht für dich die Arbeit mit Kindern besonders?
Norberto: Lustigerweise wurde mir in meiner Jugend einmal vorausgesagt, dass ich später viel mit jungen Leuten zu tun haben werde. So ist es auch unverhofft eingetreten – und das finde ich gut so, denn Kinder stellen unsere Zukunft dar, sie werden einmal über die Welt bestimmen. Deshalb erscheint es mir wichtig, dass ich ihnen viel auf den Weg mitgeben kann, mit meiner Musik in der Lage bin, sie aufzuheitern. Musiktheater lässt junge Menschen entspannen und hilft ihnen dabei, ihr Glück zu finden. Das zu beobachten, erfüllt mich mit viel Freude.
Ella: Die meisten deiner Werke sind im Musicalstil komponiert. Kamen auch andere Genres für dich infrage?
Norberto: Zwar hatte ich zuerst Schauspiel studiert, machte aber anschließend bei Les Misérables im Raimund-Theater mit und bin dem Musiktheater gänzlich verfallen, da es die Menschen um einiges mehr berührt als reines Sprechtheater. Trotzdem war es mir wichtig, Tanznummern einzubauen und auch Jazzelemente sind keine Seltenheit. Mit meinem Arrangeur Walter Lochmann ließ ich mich dann auf Einflüsse von Klassik und Populärmusik ein.
Ella: Wann ist für dich der Zeitpunkt gekommen, deine Schützlinge aus der Obhut von teatro zu entlassen?
Norberto: Meistens entscheiden das die Jugendlichen selbst. Für mich gibt es per se keinen Zeitpunkt, an dem sie bei mir fertig sind – ich gebe ihnen nur manchmal den Ratschlag, es zu tun, da sie aus meiner Sicht teatro abgeschlossen haben und ihnen eine tolle Karriere bevorsteht. Außerdem kommen immer wieder neue Talente dazu, die entstandene Lücken füllen.
Ella: Was ist so besonders an diesem Stück und welche „Message“ sollen sich Kinder sowie Zuschauer zu Herzen nehmen?
Norberto: Das kleine Ich bin Ich behandelt eine sehr wichtige Frage – wer man eigentlich ist. Es soll den Kindern bei der Erkenntnis helfen, dass jeder Mensch einzigartig ist und nicht krampfhaft zu einer Gruppe dazugehören muss.
Ella: Was können die Teilnehmer von deinen Kursen mitnehmen?
Norberto: Sie lernen die Grundlagen von Gesang, Schauspiel und Tanz kennen, die die Kinder vor mehreren hundert Zuschauern pro Vorstellung anwenden. Sie sollen das altbekannte Lampenfieber überwinden können und sammeln durch solch eine Produktion Erfahrung und Selbstvertrauen. Noch dazu schweißen die Proben die Kinder extrem zusammen und diese lernen, sich füreinander einzusetzen.
Ella: Vielen Dank für das Interview! Hier noch einmal alle Infos zusammengefasst: