Sprechende Ziegen, zauberhafte Waldgeister, ein männliches Fräulein Rottenmeier und noch viel mehr Kurioses hat das neue Musical „Heidi – mal deine Wünsche in den Himmel“ von Norberto Bertassi (Musik) und Norbert Holoubek (Regie, Buch) zu bieten. Jeden Sommer stellt der Verein teatro eine neue Produktion mit talentierten, musikbegeisterten Kindern und Jugendlichen auf die Beine und hat sogar beim diesjährigen Papageno-Award für das vorige Stück „Alice im Wunderland“ zwei Hauptpreise abgeräumt. Im Zuge der Uraufführung von „Heidi“ am 17. Juli durfte ich ein Interview mit Lili Beetz (Heidi) und Moritz Mausser (Fräulein Rottenmeier) führen.
Wie seid ihr zu teatro gekommen?
Lili: Mit fünf Jahren war ich in der Vorstellung „Der Zauberer von Oz“ im Stadttheater Mödling und war begeistert. Zufällig saß dann Komponist Norberto Bertassi beim Abendessen neben uns und so führte eins zum anderen. Nach einem Jahreskurs von teatro konnte ich 2015 bei der Mödlinger Sommerproduktion von „Der kleine Prinz“ mitmachen.
Moritz: Schon sehr früh wurde ich auf diesen Verein aufmerksam und habe gemeinsam mit meiner Schwester Lena begeistert erste Workshops besucht. 2014 stieß ich zu den Sommerproduktionen.
Ihr seid ja ein festes, eingespieltes Ensemble. Spürt ihr sowohl auf der Bühne als auch privat einen Zusammenhalt bzw. entwickeln sich auch Freundschaften?
Lili: Auf jeden Fall. Es ist sehr schwierig, eine Produktion auf die Beine zu stellen, wenn das Ensemble nicht gut aufeinander abgestimmt oder gar verfeindet ist. Aber man merkt schließlich sogar im Publikum, dass wir uns wirklich gut verstehen und enormen Spaß daran haben, gemeinsam auf der Bühne zu stehen.
Moritz: Ich habe auch schon außerhalb von teatro bei Produktionen mitgemacht, aber die Verhältnisse untereinander sind völlig unterschiedlich. Unser Ensemble ist fast schon eine große Familie, es ist immer sehr schmerzhaft, wenn eine Person verhindert ist und nicht mehr dabei sein kann. Für mich fühlen sich die Proben wie Treffen unter guten Freunden an und so ist die Dynamik eine völlig andere.
Lili, du verkörperst dieses Jahr als Heidi die Hauptrolle. Wie würdest du sie am ehesten beschreiben?
Lili: Ihre fröhliche Natur macht Heidi zu einer wahren Kämpferin. Der Krieg hat ihr die Eltern genommen und wegen des griesgrämigen Großvaters fühlt sie sich zuallererst sehr unwohl, findet aber neue Freunde und sehr viel Kraft in den Ziegen. Sie lebt im Hier und Jetzt, ist optimistisch, und ich denke, da kann sich jeder von ihr ein Beispiel nehmen.
Heidi hat im Hause Sesemann furchtbares Heimweh nach Peter und dem Almöhi, obwohl es ihr bei Klara sehr gut geht. Kannst du dir erklären, warum?
Lili: Heidi will nur in die Berge zurück, da sie die Natur liebt und vor allem die Zeit beim Almöhi sehr genossen hat. Sie hat zwar Klara wirklich gerne, aber in deren Haus wird viel Wert auf Anstand, Respekt und Disziplin gelegt, während sie in ihrer Heimat frei ist und einfach sein kann, wie sie will.
Moritz, du darfst heuer in die Rolle einer Frau, nämlich Fräulein Rottenmeier, schlüpfen. Wie ist das für dich?
Moritz: Ich wusste zuerst nicht ganz, ob ich dieser Rolle gewachsen bin und war relativ unsicher, habe aber die Herausforderung gerne angenommen und habe in den ersten Preview-Auftritten meine Bestätigung gefunden.
Kannst du dir erklären, warum deine Rolle Heidi alles andere als wohlgesinnt ist?
Moritz: Fräulein Rottenmeiers Leben prägen eindeutig Anstand, Benehmen und Ordnung. Sie hat alle dazu gebracht, nach ihrer Reihe zu tanzen, bis plötzlich Heidi ins Haus platzt und ihr Leben auf den Kopf stellt. Das verstärkt ihre Abneigung natürlich noch.
Welche Message wollt ihr mit „Heidi“ dem Publikum vermitteln?
Lili: Heidi zeigt den Zuschauern, dass das Leben trotz aller Höhen und Tiefen immer weiter geht. Auch Wunder sind möglich – man muss nur daran glauben.
Moritz: Mir imponiert besonders die Vorstellung, dass man trotz einfachen Umständen ein schönes, glückliches Leben führen kann. Heidi wird ja auch im Hause Sesemann sehr freundlich aufgenommen, aber sie möchte eben in ihr Leben fern von jeder Zivilisation zurückkehren und bei ihren Liebsten bleiben.
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die kommenden Vorstellungen!