21.12.2019: „Die Weihnachtsgeschichte“ (teatro/Stadtgalerie Mödling)

Bereits zum fünften Mal gastierte in der Adventzeit der Verein teatro, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, musiktheaterbegeisterte, talentierte Jugendliche durch teils wirklich professionelle Produktionen zu fördern, in der Stadtgalerie Mödling mit dem Musical „Die Weihnachtsgeschichte“. Basierend auf Charles Dickens‘ Welterfolg schuf der Intendant von teatro höchstpersönlich, Norberto Bertassi, mit dem Regisseur Norbert Holoubek eine angelehnte Version der Geschichte des gierigen, griesgrämigen Ebenezer Scrooge. Seit jeher hasst dieser Weihnachten wie die Pest und ist zu seinen Mitmenschen trotz deren Bemühungen unausstehlich. Doch in der Nacht vor Heiligabend besucht ihn der Geist seines einzigen, aber verstorbenen Freundes Marley. Inständig bittet er Scrooge, sich zu ändern. Widerwillig willigt er ein, darauf hin besuchen ihn die drei Geister der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zeigen ihm schlussendlich seine traurige und undankbare Zukunft, sollte er sich nicht ändern. Schritt für Schritt sieht Scrooge seine Fehler ein und erfährt am eigenen Leib, wie wunderschön es ist, Freude, Geborgenheit und Liebe zu verbreiten.

In der Regie von Norbert Holoubek werden die Handlungsstränge und Charaktere der einzelnen Personen perfekt herausgearbeitet, Paradebeispiel dafür ist natürlich Ebenezer Scrooge. Die Wandlung seiner Einstellung zu Weihnachten und auch zu der Armut, mit der er zwar tagtäglich konfrontiert wurde, aber über sie hinwegsah, ist sehr gut nachzuvollziehen und man kann der doch teilweise komplizierten Geschichte hervorragend folgen. Immer wieder blitzt auch Situationskomik hervor, sodass das Stück wie im Flug vergeht. Das von Richard Redl und Norberto Bertassi im gewohnten teatro-Stil minimalistische Bühnenbild wird durch passende, oft farbenfrohe Kostüme von Brigitte Huber-Mader ergänzt, während die professionellen Lichteffekte besonders in den Geisterszenen in einem mystischen Blauton gehalten sind.

Der Cast (alle Fotos: Helmut Rasinger)

Viel besser als letztes Jahr habe ich die wunderschöne, sehr eingängige Musik von Norberto Bertassi wahrgenommen. Oft tauchen harmonische Mehrstimmigkeiten und tolle Chorstücke auf, die das Ensemble meisterhaft umsetzt.

Und damit wären wir schon bei jenem Ensemble, das wie immer Glanzleistungen erbringt: Rund um Schauspielprofi Peter Faerber, der mit seiner tollen Interpretation des Ebenezer Scrooge überzeugt, zeigen auch die Kinder und Jugendlichen ihre großteils riesigen Talente und ihre Leidenschaft zum Musical. Vor allem die größeren Ensemblenummern und die gefälligen Choreographien von Rita Sereinig werden enthusiastisch umgesetzt.

Durch die Vorstellung wird Mr. Scrooge von den drei Geistern begleitet, darunter Setareh Eskandari als Geist der vergangenen Weihnacht. Und wie so oft wurde ich auf ihre unglaublich starke Bühnenpräsenz aufmerksam. Denn obwohl sie, während sie die Vergangenheit des Scrooge Revue passieren lässt, als stille Beobachterin fungiert, bleibt sie andauernd in ihrer geheimnisvollen, anmutigen Gestalt. Noch dazu singt sie extrem hohe Töne in solch einer Leichtigkeit und Schlankheit, dass man die Technik und nötige Ausbildung dahinter niemals vermuten würde. Respekt!

Dieser gebührt auch Lorenz Pojer mit seinem Rollendebüt als Geist der gegenwärtigen Weihnacht, welcher vor allem im Schauspiel brilliert und seine humorvollste Seite zum Besten gibt. Seine Interpretation unterhält die vielen Kinder und bringt sie zum Lachen, auch gesanglich gefällt er gut. Alexander Hoffelner als schauriger Geist der zukünftigen Weihnacht/Marley überzeugt ebenfalls mit seinen Fähigkeiten zum Schauspiel.

Peter Faerber (Scrooge), Nicholas Vinzenz (Ebenezer) und Lucas Holocher-Ertl (Eby)

Eine weitere Rollenumbesetzung betrifft auch Nicholas Vinzenz als neuer Ebenezer, dessen Interpretation und Schauspiel sehr glaubhaft ist und das Publikum in seinen Bann ziehen kann; alle Facetten seines ausdrucksstarken Schauspiels und seiner schönen Stimme zeigen kann. Perfekt harmoniert er stimmlich und schauspielerisch mit Anna Zagler (Belle). Auch Emily Fisher als Nichte Laureen und Lena Mausser, die trotz schwerer Verkühlung die Rolle der hysterischen Lehrerin Mrs. Jellybone hervorragend meisterte, punkten mit ihrem tollen Gesang. Ihre Debüts bei der „Weihnachtsgeschichte“ gaben „Eby“ Lucas Holocher-Ertl und „Timmy“ Miriam Pundy, die beide gut gefallen. Angelika Schiffer (Mrs. Cratchit), Corinna Schaupp (Mrs. Rosemary Fezziwig) und Anna Fleischhacker (Lucy) komplettieren das ohnehin schon großartige Ensemble.

Die diesjährige Aufführung der „Weihnachtsgeschichte“ hat sich meines Erachtens nach in ihrer Professionalität gesteigert, punktet mit einer stimmigen Regie, toller Musik und einem wunderbaren, gut harmonierenden Ensemble – ich freue mich jetzt schon auf weitere Vorstellungen in der kommenden Weihnachtszeit!