Der Weg zum Erfolg kann langwierig sein, wie sich am Beispiel des für die Saisoneröffnung an der Volksoper Wien ausgewählten Stückes erweist – Die Dubarry heißt die Operette mit einer hochinteressanten Entstehungsgeschichte. Carl Millöcker hatte sich schon in den 1870er-Jahren des historischen Stoffes bedient und mit der Uraufführung von Gräfin Dubarry mäßige Resonanz erzielt; vier Jahrzehnte später wagte sich der Berliner Komponist und Dirigent Theo Mackeben an eine Neufassung, die die Persönlichkeit der Jeanne de Becu, ihres Zeichens letzte Mätresse …
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Egal, wie wenig vertraut man mit der Opernwelt ist, egal, wie wenig Vorwissen man hat, egal, wie intensiv man sich mit ihren Werken auseinandergesetzt hat: Dass die zweite Vorstellung der Aufführungsserie von Peter Grimes, die 1941 uraufgeführte Oper von Benjamin Britten, etwas Besonderes war, konnte wohl jeder Einzelne im Publikum fühlen. Ein Schreckmoment für einige Besucher im Vorfeld stellte sich als vergebens heraus: Nein, Direktor Bogdan Roscic trat diesmal nicht vor den Vorhang, um bedauernd mitzuteilen, dass die Vorstellung wegen …
Mit zweijähriger Verspätung wurde in der Kammeroper des Theaters an der Wien im Frühherbst die Aufführungsserie von Glucks wichtigster Oper „Orphée et Eurydice“ nachgeholt. Wer mit dem Werk vertraut ist, wird die Abänderung im Titel wohl erkannt haben: Regisseur Philipp M. Krenn verlagert die Handlung nicht nur in ein Krankenzimmer der Gegenwart, sondern zeigt als zentrales Paar zwei Frauen – eine der beiden, Eurydice, entscheidet sich bei Anwesenheit ihrer Angehörigen und ihrer am Boden zerstörten Freundin Orphée für eine lebensbeendende …
Zum hundertjährigen Jubiläum führten die Salzburger Festspiele ein, was sich opernbegeisterte Jugendliche wohl viele Jahre lang gewünscht hatten – ein Kulturvermittlungsprogramm für ausgewählte Produktionen. Unter dem Titel jung und jede*r werden seit einem Jahr in Kooperation mit der Ticket Gretchen-App günstige Theater- und Opernbesuche für alle unter 27 angeboten. Diese Chance musste sogleich genutzt werden – für den 15. August gab es nicht nur spezielle Jugendkartenkontingente für die Nachmittagsvorstellung von Cosí fan tutte, sondern auch die Möglichkeit einer Werkeinführung im …
Die Premiere war ins Wasser gefallen, weshalb es erst einen Tag später zur ersten Vorstellung von „Der zerbrochne Krug“ kam: Während der Abenddämmerung konnte das Publikum Heinrich von Kleists Lustspiel hautnah in der Burg Perchtoldsdorf erleben. Ein Potpourri aus Witz und Wahnsinn, Emotion und Sachlichkeit, Eleganz und Verstörung. Es ist schon Kleists Textvorlage, die jene widersprüchlichen Gefühle erzeugt – seine Sprache verschleiert gekonnt die wahren Motive der Handelnden, wobei der Plot an sich im Grunde genommen recht einfach gestrickt ist. …
Passender hätte das Landestheater Linz die diesjährige Saison kaum wiederaufnehmen können – der Liederzyklus „Songs for a New World“ (zu Deutsch: „Lieder für eine neue Welt“) von Jason Robert Brown ist die erste Vorstellung vor Publikum seit Monaten gewesen. Das Erstlingswerk des amerikanischen Komponisten ist in vielerlei Hinsicht besonders. In knapp zwei Stunden liefert der Liederzyklus einen Querschnitt durch die Geschichte Amerikas. Im Vordergrund stehen Personen, die in einem vier- bis siebenminütigen Lied ihre Geschichte erzählen. In jeder Sequenz befinden …
Das Haus Lippert-Weylersheim ist stolz. So stolz auf seine Herkunft, dass den Gästen bei Besuch eine ausgiebige Führung durch die Ahnengalerie, die laut Hausherrin Anhilte „bis zu Kaiser Maximilian zurückdatiert“, nicht erspart bleibt. Zwar existiert dieses zentrale Fürstenpaar Lippert-Weylersheim lediglich in Musik und Text der Operette „Die Csárdásfürstin“, aber dennoch lassen sich viele Bezüge auf den tatsächlichen Status der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn im Jahre 1914 herstellen. Welche Aussagekraft diese fiktive Adelsfamilie in Emmerich Kálmáns Meisterwerk der Silbernen Operettenära rund um den …
Kaum ein Musical passt so gut zu Großbritanniens Geschichte wie wohl das 2018 in London uraufgeführte „Six“. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht es in dem Werk von Toby Marlow und Lucy Moss um die sechs Ehefrauen des berühmt-berüchtigten englischen Königs Henry VIII. Viele berühmte Komponisten und Dramatiker haben sich dieser spannenden Zeit der Renaissance und anglikanischen Reformation schon angenommen, darunter Gaetano Donizetti mit seiner Oper „Anna Bolena“ und Friedrich Schiller mit der berühmten „Maria Stuart“. Im Gegensatz zu …
Sie hat ungefähr gleich viele Instagram-Abonnenten wie Kendall Jenner, besitzt eine eigene Parfümkollektion und ist ein Partytier ohne Ende: Das wäre Violetta Valéry wohl in der Gegenwart. Die Protagonistin aus Giuseppe Verdis meistgespielter Oper „La traviata“ stürzt sich in rauschende Feste, verliebt sich Hals über Kopf in einen jungen Mann namens Alfredo und verbringt mit ihm heitere Tage auf dessen Landsitz außerhalb von Paris. Klingt doch ganz nach einem traumhaft schönen Luxusleben – wäre da nicht ihr strenger Schwiegervater, der …
Es ist jene zündende Idee gewesen, ohne die es das Musiktheater, wie wir es heute kennen, wohl kaum geben könnte: Mit dem Grundgedanken, Stoffe aus der antiken Mythologie und aus Volksmärchen zu vertonen, entstanden um 1600 die ersten richtigen Werke, die die Bezeichnung „Oper“ nach heutiger Definition verdienen. Paradebeispiel dafür ist die vielfache Vertonung der Orpheus-Sage, unter anderem durch Monteverdi, Gluck und Offenbach. Aber auch Wagner fand mit seiner Interpretation des aus nordischen Erzählungen entstandenen Nibelungenlieds großen Anklang, während Rossini …